KONSERVIERUNG & RESTAURIERUNG VON OBJEKTEN AUS STEIN

Konservierung und Restaurierung am Theatermuseum Wien

Im Jahre 1685 erwarb der kaiserliche Oberstallmeister Philipp Sigmund Graf Dietrichstein ein Haus am damaligen Schweinemarkt – dem heutigen Lobkowitzplatz. Aus Zeichnungen, die in der Sammlung des Grafen Harrach gefunden wurden, ist zu erkennen, dass Graf Dietrichstein damals von mehreren Architekten Entwürfe anfertigen ließ.

Den Auftrag erhielt schließlich Giovanni Pietro Tencala. Etwa um 1700 wurde von Johann Bernhard Fischer von Erlach das Hauptportal neu gestaltet und der Mittelrisalit durch eine Attika mit aufgesetzten Figuren bekrönt. 1716 kam das Palais in den Besitz von Johann Wenzel Graf Gallas und wurde 1753 von Wenzel Eusebius Fürst Lobkowitz erworben, der noch im selben Jahr auch das Nachbarhaus, das sogenannte „Harnischhaus“ dazukaufte. 1979 wurde das renovierungsbedürftige Palais von der Republik Österreich erworben und sollte einer neuen Bestimmung, als Theatermuseum, zugeführt werden. Als solches wird es heute noch geführt.
(Vgl. Biblos-Schriften, „Der Österreichische Bibliothekartag 1968“, herausgegeben von Hofrat Dr. Ferdinand Baumgartner, Band 140, S 134 - 135)

Die Materialien

Von den bereits vor Jahren abgebauten fünf Attikafiguren – welche am Bauhof des Belvederes gelagert waren – sind vier Figuren aus Zogelsdorfer Kalksandstein gearbeitet. Eine der abgebauten Skulpturen ist als Kunststeingusskopie aus früheren Restaurierungsmaß- nahmen ausgeführt.

Ebenso bestehen vier Kunststeingüsse der nicht abgebauten fünf Figuren auf der Attika. Bei der fünften Figur erwies sich, dass diese ebenfalls noch aus Naturstein (Zogelsdorfer Kalksandstein) gearbeitet ist. Die unteren Figurengruppen und das Eingangsportal sind aus unterschiedlichen Kalksandsteinvarietäten hergestellt. Die Balustrade war ursprünglich ebenso aus Kalksandstein gearbeitet, jedoch ist hier durch frühere Sanierungsarbeiten bereits ein Großteil des Bestandes bereits durch Kunststeingüsse ersetzt worden.Metallene Zierelemente finden sich an der unteren Figurengruppe. Hierbei handelt es sich um zwei Schwerter mit Vergoldungsresten, welche jeweils von einer Figur gehalten werden. Zwischen den beiden Figuren ist ein metallenes Wappen angebracht, welches zebenso Vergoldungsreste aufweist.

Restauratorische Zielstellung

Bei den Natursteinfiguren muss vorerst eine vorsichtige Reinigung inklusive Biozidbehandlung durchgeführt werden, um das eigentliche Schadensausmaß feststellen zu können. Anschließend muss eine wirksame Festigungsmethode durchgeführt werden, um geschwächte Zonen mit festen Strukturen ausgleichen zu können. Bei der Herkules-Figur soll der untere Bereich abgetrennt und durch eine Natursteinkopie ersetzt werden. Bereiche mit feinen Rissen müssen mit einem geeignetem mineralischen Mörtel hinterfüllt werden, um einen zusätzlichen Wassereindrang vermeiden zu können.Schadhafte und formal nicht entsprechende Ergänzungen sowie korrodierte Armierungen und Verankerungen müssen schonend entfernt werden um einen neuerlichen Schadensfortschritt zu unterbinden. Das festgelegte Restaurierziel strebt eine Rekonstruktion der Fehlstellen an, wobei die formale Lesbarkeit der Objekte im Vordergrund steht. Dies bedeutet, dass kleinere Fehlstellen mit einem dem originalen Altbestand exakt angepassten Restauriermörtel formal ergänzt werden. Große Fehlstellen, wie fehlende Extremitäten und Attribute werden nach Herstellung einer Modellvorlage aus artgleichem Naturstein angefertigt.Aufgrund des Wissens um die oft inhomogene Oberfläche, wird deutlich, dass ein zusätzlicher Oberflächenschutz unbedingt notwendig ist. Dies sowohl aus konservatorischen, aber auch ästhetischen Gründen. Bedingt durch die Erkenntnis um die ursprüngliche, monochrome helle Gestaltung (vermutlich Marmorimitation), kann eine vollflächige Schlämmung der Oberfläche in Betracht gezogen werden. Diese Maßnahme und Vorgehensweise ist durch das BDA präzisiert und festgelegt worden und soll auf Grund der starken Verbräunung ehemaliger Ölfassungen mittels Silikonharzfarbe ausgeführt werden. Nach Ausführung aller konservatorischen und restauratorischen Arbeitsschritte, werden die abgebauten Figuren wieder an ihrem ursprünglichen Standort versetzt und mittels geeigneter Nirostaarmierungen verankert.

(Auszug aus der Dokumentation der Voruntersuchungen in Zusammenarbeit mit Mag. Elisabeth Ghaffari)

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